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Gewitter bei der Wanderung – So müsst ihr euch verhalten

Wandern ist Balsam für die Seele – der ein oder andere von euch wird das sicherlich bestätigen können. Besonders an schönen Sommertagen macht ein Ausflug in die alpine Welt einfach glücklich. Und hilft uns, dem Alltagsstress für einen Moment bewusst abzulegen.

Doch beim Wandern lauern auch kleinere und größere Gefahren, die das Glück überschatten können. Besonders das Wetter spielt hierbei eine tragende Rolle. Wetterumschwünge, plötzliche Temperaturabstürze oder gar ein Gewitter können die Wanderung ernsthaft in Gefahr bringen. Deswegen wollen wir uns letzteres heute einmal genauer ansehen und euch Tipps für eure nächste Wanderung mit auf den Weg geben.

Eine gute Vorbereitung ist mehr als die halbe Miete

Bevor es für euch in die Berge geht, solltet ihr die Wettervorhersage überprüfen. Wie werden die Temperaturen werden? Wird es sonnig bleiben oder muss mit Niederschlägen gerechnet werden? Und ganz wichtig: Sind Gewitter für den heutigen Tag vorhergesagt? Werft dafür auf jeden Fall einen Blick in das Wetterradar. Auch wenn das Wetter im Tal noch so schön ist: Gewitterzellen können sich, besonders in Bergregionen, innerhalb von nur kurzer Zeit bilden und euch als Wanderer überraschen.

Besonders in den Bergen können schnell Wolken aufziehen - und Gewitter entstehen.
Besonders in den Bergen können schnell Wolken aufziehen – und Gewitter entstehen.

Macht euch auch Gedanken, wo auf eurer Route mögliche Rückzugsorte bei einem Gewitter liegen und markiert euch diese am besten auf einer Karte oder in einer Karten-App auf dem Smartphone.

Während der Wanderung solltet ihr den Himmel immer im Blick haben und Ausschau nach Indizien halten, die auf ein Gewitter hindeuten können. Welche das sein können, erfahrt ihr jetzt. Dafür müssen wir uns mit der Entstehung eines Gewitters befassen.

Wie ein Gewitter entsteht

Welche Voraussetzungen müssen gegeben sein, damit ein Gewitter entstehen kann? Am besten kann man diese Frage anhand der verschiedenen Gewittertypen beantworten. Man unterscheidet hier zwischen den Wärmegewittern und den Frontgewittern.

Ein Wärmegewitter tritt besonders im Sommer als Folge der hohen Sonneneinstrahlung auf. Erkennen kann man ein Wärmegewitter an rasch wachsenden Schönwetterwolken, welche schnell in die Höhe „quellen“. Oftmals ähnelt die obere Form dieser Quellwolken einem Amboss. Wenn ihr also eine Ambosswolke beim Blick in den Himmel erkennt, wisst ihr, dass es sich hierbei mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit um ein Wärmegewitter handelt. Wärmegewitter entstehen lokal und lassen sich nicht genau vorhersagen.

Ein typisches Wärmegewitter - Während unterhalb der Wolke bereits Niederschlag sichtbar wird, ähnelt der obere Teil der Gewitterwolke einem "Amboss".
Ein typisches Wärmegewitter – Während unterhalb der Wolke bereits Niederschlag sichtbar wird, ähnelt der obere Teil der Gewitterwolke einem „Amboss“.

Die zweite Gewitterart ist das Frontgewitter. Wie der Name schon sagt, tritt dieses Gewitter weniger lokal (punktuell), sondern als breite Front auf und markiert den Übergang zwischen einer Warm- und Kaltfront. Das Frontgewitter lässt sich vergleichsweise gut vorhersagen. Nach einem Frontgewitter folgt meistens ein Temperaturabfall, der mit stärkeren Niederschlägen begleitet wird. Wenn also ein Frontgewitter vorhergesagt ist, solltet ihr die Wanderung besser auf einen anderen Tag verschieben.

Wann die meisten Gewitter entstehen

Widmen wir uns dafür noch einmal unseren beiden Gewittertypen, die wir bereits kennen. Die Grundlage für ein Wärmegewitter ist eine hohe Sonneneinstrahlung, welche die Luft erhitzt und aufsteigen lässt. Da dieser Prozess etwas Zeit in Anspruch nimmt und die Sonneneinstrahlung ihr Maximum am Mittag erreicht, entstehen die meisten Wärmegewitter am Nachmittag oder frühen Abend. Die Chancen, dass ihr in der Früh oder am Vormittag mit einem Wärmegewitter rechnen müsst, sind zwar nicht ausgeschlossen, aber sehr geringer.

Bei einem Frontgewitter sieht das Ganze aber schon wieder etwas anders aus. Da für dieses die Sonneneinstrahlung keine übergeordnete Rolle spielt, kann es zu jeder Tages- oder Nachtzeit auftreten. Ein Blick in die Gewittervorhersage verrät euch dann genau, wann ihr mit der Ankunft der Gewitterfront rechnen müsst.

Ab wann ein Gewitter wirklich gefährlich ist

Grundsätzlich sei gesagt, dass auch von Gewitterwolken, welche noch sehr weit entfernt sind, eine Gefahr ausgehen kann. Blitze können ohne Probleme Strecken von bis zu 10 km zurücklegen. Zwar kommt das eher selten vor, dennoch sollte bereits bei ersten Anzeichen von einem Gewitter Schutz gesucht werden.

Wirklich gefährlich wird es, wenn es nicht nur blitzt, sondern auch donnert. Das ist erst ab einer Entfernung von unter 14-18 km der Fall. Wenn sich die Gewitterzelle weiter entfernt befindet, wird der Schall des Donners „geschluckt“. Anhand des Donners könnt ihr übrigens auch die Entfernung des Gewitters bzw. des Blitzeinschlages berechnen. Wie genau das funktioniert, erfahrt ihr jetzt.

Wie man die Entfernung eines Gewitters bestimmt

Der Schall legt in der Sekunde knapp 340 m zurück. Mithilfe dieser Information könnt ihr im Handumdrehen die Entfernung des Gewitters bestimmen. Zählt dafür einfach die Zeit, die zwischen dem Blitz und dem Donner verstreicht. Anschließend teilt ihr die Anzahl der Sekunden durch drei und ihr erhaltet die Entfernung des Gewitters in Kilometern. Ein kleines Beispiel: Es dauert 12 Sekunden, bis euch der Donner des Blitzes erreicht hat. Wenn ihr diese 12 Sekunden nun durch drei teilt, wisst ihr, dass der Blitz in einer Entfernung von 4 Kilometern eingeschlagen hat. Und ihr spätestens jetzt Schutz suchen solltet.

Gewitter im Gebirge
Gewitter im Gebirge

Wie man sich allgemein bei einem Gewitter verhält

Am sichersten seid ihr bei einem Gewitter in einem geschlossenen Gebäude mit Blitzableiter. Falls weit und breit kein Gebäude ist, solltet ihr tunlichst ein Fahrzeug aufsuchen. Dieses wirkt durch seine Bauform als „faradayscher Käfig“ und leitet die elektrische Ladung eines Blitzeinschlags an der Außenhülle ab. Solange ihr im Auto alles geschlossen lasst und nicht die Außenhaut des Autos berührt, seid ihr dort ebenfalls sicher aufgehoben.

Doch was ist, wenn ihr im Freien unterwegs seid und weit und breit kein Gebäude oder Auto zu sehen ist? Beispielsweise, wenn ihr beim Wandern von einem Wärmegewitter überrascht werdet?

Ein Gewitter beim Wandern: Das solltet ihr tun

  • Haltet Abstand zu hochliegenden Ebenen: Ein Blitz schlägt in fast allen Fällen immer in den höchsten Punkt ein. Wenn ihr euch also auf einem Berggipfel oder direkt am Gipfelkreuz befindet, solltet ihr umgehend mit dem Abstieg beginnen. Das Gipfelkreuz ist durch seinen metallischen Bestandteil übrigens ein häufiges Ziel von Blitzeinschlägen.
  • Vermeidet große Schritte beim Abstieg: Durch die sogenannte Schrittspannung entstehen große Spannungsunterschiede, wenn in der Nähe von euch ein Blitz einschlägt und ihr genau in diesem Moment einen großen Schritt macht. Dies liegt daran, da durch die Ausbreitung der Stromspannung im Boden und die Entfernung eurer beiden Füße hohe Spannungen entstehen, die sich in eurem Körper entladen können. Deswegen solltet ihr es unbedingt vermeiden, bei einem Gewitter wegzurennen. Besser ist es, wenn ihr mit ganz kleinen Schritten oder tatsächlich hüpfend Schutz sucht. Vorausgesetzt, das Gelände lässt dies zu.
  • Haltet genügend Abstand zu Bäumen und stellt euch keinesfalls bei Gewitter unter einen Baum. Suchst stattdessen eine Felsnische oder Mulde auf uns nehmt auf einer isolierenden Unterlage (z.B. eurem Rucksack) die sogenannte Kauerstellung ein: Das bedeutet, dass ihr die Beide anwinkelt, euch klein macht und am besten nur auf den Fußspitzen den Boden berührt.
  • Haltet auch Abstand zu Felsvorsprüngen oder Plätzen, wo Absturzgefahr droht: Wenn es wirklich zu einem Blitzeinschlag in eurer Nähe kommt, könnt ihr für kurze Zeit die Orientierung oder das Bewusstsein verlieren. Im schlimmsten Fall könntet ihr durch die Desorientierung abstürzen und euch schwer verletzen.
  • Platziert metallische Gegenstände (wie Wanderstöcke oder Mountainbikes) einige Meter von euch entfernt. Nehmt diese auf keinen Fall in eure Hände: Falls unmittelbar in eurer Nähe der Blitz einschlägt, dienen diese Gegenstände als Leiter und leiten die Spannung direkt und ohne Umwege in euren Körper.
Sollte sich ein Gewitter bei einer Wanderung ankündigen, solltet ihr schnell Schutz suchen
Sollte sich ein Gewitter bei einer Wanderung ankündigen, solltet ihr schnell Schutz suchen

Fassen wir noch einmal zusammen:

Eine gute Vorbereitung ist alles – achtet darauf, dass ihr mit eurer Wanderung bereits früh startet und spätestens am frühen Vormittag wieder im Tal seid. So reduziert ihr die Gefahr, von einem Wärmegewitter überrascht zu werden. Überprüft auch, ob ein Frontgewitter, also ein Gewitter aufgrund einer anrückenden Kaltfront vorhergesagt ist. Wenn das der Fall ist, solltet ihr eure Wanderung wohl besser verschieben. Und falls euch ein Gewitter trotzdem mal bei einer Wanderung überraschen sollte, ist es wichtig, nicht panisch zu reagieren, sondern besonnen die von uns angesprochenen Ratschläge umzusetzen.

Hinweis – Gastbeitrag

Bei diesem Beitrag handelt es sich um einen Gastbeitrag von Nico von https://da-oben.de/. Wie die URL bereits erahnen lässt, geht es auf seiner Webseite um alles, was sich weit oben über uns abspielt: Wolken, Flugzeuge, Satelliten, Wetter.

Infos über Gastbeiträge auf meinem Blog gibt es hier.

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