Reiseberichte aus Portugal

Letzte Bratwurst vor Amerika in Sagres, Portugal

Das Cabo de São Vicente galt in der Antike als das „fim do mundo“, das „Ende der Welt„. Hier fallen steile Klippen fast senkrecht in den wilden Atlantischen Ozean, Wellen branden am felsigen Ende Europas, die Gischt schlägt den Besuchern die hier ihren Blick gen Westen richten, ins Gesicht. Heute gibt es hier immerhin die „Letzte Bratwurst vor Amerika„, und zwar unter anderem Original Nürnberger Rostbratwürstchen. Das sind diese kleinen, von denen locker 3-4 in ein Brötchen passen.

Steilküste am Cabo de São Vicente
Steilküste am Cabo de São Vicente

Die Geschichte der Letzten Bratwurst vor Amerika

Das Deutschland-Bild im Ausland wird durch Bier, Bratwürste und Sauerkraut geprägt. Überall findet man Restaurants die „German Bratwurst“ verkaufen. Dabei ist unser Bratwurstverbrauch mit knapp 3kg pro Kopf und Jahr gar nicht sonderlich hoch.

Seit 1996 gehört auch die Algarve in Portugal zu den Regionen, in denen man deutsche Rostbratwurst bekommt. Was ursprünglich sicher von vielen als Schnapsidee abgetan wurde, hat sich nach nun knapp 30 Jahren definitiv etabliert. Die letzte Bratwurst vor Amerika ist jedoch insofern besonders, als das die beiden Betreiber Wolfgang und Petra aus Nürnberg kommen und die Würstchen bis heute aus Deutschland importiert werden. Die Qualität dürfte damit definitiv gesichert sein.

Die Einfache Idee rechnet sich sehr schnell. Am Ende der alten Welt, also hier in Portugal, am Cabo de São Vicente, wo Europa endet, können Reisende eine echte deutsche Bratwurst essen, eben die letzte Bratwurst vor Amerika. Besonders charmant ist, das gerade die Amerikaner verrückt nach deutscher Bratwurst sind. Die simple Idee zieht bis heute neugierige Urlauber ans letzte Ende der Algarve.

Das die Betreiber mit ihrer Idee etwas richtig gemacht haben zeigt auch die Tatsache, das sie in Deutschland immer mal wieder im Fernsehen und in großen Tageszeitungen auftauchen. Die nächsten Jahre können also kommen.

Letzte Bratwurst vor Amerika
Letzte Bratwurst vor Amerika

Die letzte Bratwurst vor Amerika könnte es auch Obi geben

Das Erscheinungsbild vom Grillwagen steht leider im krassen Gegensatz zum vermutlichen Erfolg. Mit seiner ausgeblichenen und abgeplatzen Farbe muss man beim Imbisswagen der die letzte Bratwurst vor Amerika verkauft direkt an einen trostlosen Parkplatz im Ruhrpott denken. Senf aus dem Eimer, Ketchup aus der 08/15-Flasche, verwitterte Gartenmöbel einer lokalen Brauerei und lieblose Schilder verstärken den Eindruck. Rein gar nichts deutet darauf hin, das der Imbiss am südwestlichsten Punkt von Europa steht. Seit Jahrhunderten ist das Cabo de São Vicente einheiliger Ort für die lokale Bevölkerung. All das scheint die Imbissbetreiber nicht im geringsten zu interessieren. Die Souvenirhändler in Aguas Calientes oder an der chinesischen Mauer haben das selbe Geschäftsmodell. Mit möglichst wenig Aufwand soll maximaler Profit generiert werden. Die historische oder kulturelle Bedeutung des Ortes ist dabei völlig irrelevant.

Brandung am Cabo de São Vicente
Brandung am Cabo de São Vicente

Billiges Zertifikat und überteuerte Wurst

Mir persönlich hat die Bratwurst am Ende der Welt nicht geschmeckt. Wobei das natürlich sehr subjektiv ist und ganz sicher jeder Gast anders sieht. Was jedoch unbestritten ist, das die letzte Bratwurst vor Amerika ganz sicher die teuerste Imbisswurst von ganz Portugal ist. Leistet man sich noch das Zertifikat dazu, ist man für eine schlecht gegrillte Bratwurst im pappigen Brötchen stolze 5,50 Euro los.

Dabei könnten die Betreiber mit minimalem Aufwand einen deutlich besseren Eindruck hinterlassen. Senf und Ketchup in schicke Spender füllen, die Brötchen kurz toasten, Schilder einmal neu gestalten und am Imbisswagen mit etwas frischer Farbe die unvermeidbaren Witterungseinflüssen beseitigen. Mit wenig Aufwand könnte der äußere Eindruck somit deutlich aufgewertet werden. Ein Vierteljahrhundert Sonne, Salzwasser und Regen gehen nicht spurlos vorbei.

Speisekarte „Letzte Bratwurst vor Amerika“

Die Speisekarte ist sehr einfach gehalten. Bei jährlich ca. 2 Millionen Touristen am Leuchtturm muss es jedoch schnell gehen. Deswegen gibt es neben diversen Soft-Drinks drei unterschiedliche Würstchen

  • original Nürnberger Rostbratwürstchen
  • original Thüringer Rostbratwurst (mit Kümmel)
  • fränkische Bratwurst „Letzte Bratwurst vor Amerika“ mit Majoran
  • Rote Bockwurst, leicht geräuchert

Alle Würstchen werden im Brötchen serviert und kosten aktuell 3,50 Euro. (Sollte sich der Preis ändern, freue ich mich über Hinweise).

Der Farol Cabo de São Vicente

Die eigentliche Attraktion auf dieser Landzunge ist jedoch nicht der Bratwurst kurz vor Amerika, sondern der Leuchtturm „Farol Cabo de São Vicente“. Auf ihrem Kurs gen Norden und Süden oder Richtung Osten gen Mittelmeer diente das Kap des Heiligen Vinzenz in Sagres den Seefahrern der Spätantike und den Entdeckerkapitänen während der portugiesischen Expansionsgeschichte als kardinaler Orientierungspunkt. Jedes Schiff musste die tückischen Untiefen am berüchtigten Kap passieren. Deswegen sind Kapitäne dankbar für die Leuchtfeuersignale, die ihnen helfen, ihr Schiff auf dem angestrebten Kurs in sicherer Entfernung am Kap und seiner Steilküste vorbei zu manövrieren. Der Lichtkegel vom Leuchtturm reichte 32 Seemeilen aufs Meer hinaus, was ihn zum stärksten Leuchtturm von Europa macht.

Leider war der Leuchtturm bei unserem Besuch geschlossen. Für uns ist es daher beim Besuch der Imbissbude mit der letzten Bratwurst vor Amerika geblieben. Da man vom Leuchtturm einen grandiosen Blick über die Steilküste haben soll, ist das natürlich ausgesprochen schade.

3 Kommentare

  1. Ein freundlicher Gruß an den Verfasser,
    Dein Bericht über die letzte Bratwurst vor Amerika ist im großen und ganzen korrekt. Aktuell bezahlt man vier Euro, das Certificado ist aber schon dabei.
    Ja, der Ort ist Geschichte, ja, Europa endet hier, ja der Imbisswagen ist nicht hübsch. Alles richtig so. – Aber überall auf der Welt stehen schlechte Buden mit Ramsch zu überteuerten Preisen, meist made in China. Da ist eine weitgereiste Thüringer mit Bauz’ner Senf aus dem Eimer doch etwas anständiges. Und in Hamburg, Berlin oder München ist die Bratwurst auch nicht billiger. Ich war die Tage wieder mal unten, die Betreiber sind nett, die Wurst war frisch und gut und die Bilder der Promis, die über all die Jahre schon mal da waren, sprechen doch auch für eine konstante Qualität und Langlebigkeit dieser Institution.
    Alles in allem finde ich die Idee gelungen, die Umsetzung im Gegensatz zu Deiner Darstellung ebenfalls und wünsche den beiden noch viele Jahre zufriedene Kundschaft, Gesundheit und Erfolg.

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