Sloweniens Straßenmaut: Ein Leitfaden für Reisende

Deutschland ist eines der europäischen Länder, die – bis auf einige Sonderfälle – keine Maut für die Nutzung von Straßen durch Privatpersonen erheben. Während wir hierzulande nur für einige Tunnel und Alpenpässe eine Sondermaut zahlen, ist in Slowenien ein mautpflichtiges Straßennetz etabliert. Was Reisende zur Straßengebühr von Österreichs südlichstem Nachbarn wissen müssen, zeigen wir in diesem umfassenden Leitfaden.
Zum Einstieg: Fünf schnelle Fakten zur Maut in Slowenien und Europa
Wer bisher wenig Berührungspunkte mit dem Konzept der Maut hatte, steht bei dem Thema zunächst einmal ahnungslos dar. Die folgenden drei Fakten helfen, die Maut besser nachvollziehen und zentrale Aspekte, wie die digitale Vignette für Slowenien, einordnen zu können.
Fakt #1: Die Maut finanziert das Straßennetz
Wer eine Immobilie nutzt, die nicht ihm gehört, zahlt Miete für die Dauer der Nutzung. Das ist für die meisten Menschen vollkommen nachvollziehbar und ein legitimer Weg, Instandhaltung, Reparaturen und Abnutzung mittels einer zentralen Abgabe einzupreisen. Wer eine Immobilie gewerblich oder in besonderer Weise nutzt, zahlt jedoch oft einen anderen Preis als private Mieter. Genauso ist es mit der Maut. Sie dient dem Unterhalt der Straßen, finanziert Instandhaltung und Reparaturen und fordert gesonderte Gebühren – je nachdem, in welcher Weise sie genutzt wird.
Fakt #2: Die Maut wurde digitalisiert
Aufkleber mit Mautvignette? In Slowenien geht es nur noch digital. Wer hier auf mautpflichtigen Straßen unterwegs ist, kann dadurch sogar kurzfristig vor der Reise die Mautgebühr online und 100 % digital entrichten. Dazu wird das Fahrzeug mitsamt Kennzeichen auf der Internetseite eines Anbieters registriert. Bei der Kennzeichenerfassung auf den mautpflichtigen Straßen wird dies automatisch abgeglichen. Registrieren, bezahlen, fahren. Reisende müssen nichts weiter tun.
Fakt #3: Wer die Maut nicht zahlt, zahlt ein (hohes) Bußgeld
Wer darauf hofft, auf einer mautpflichtigen Straße nicht erwischt zu werden, muss an dieser Stelle enttäuscht werden. Die Kontrolle geschieht nicht mehr nur per Fahrzeugkontrolle durch Polizeibeamte. Vordergründig wird auf den jeweiligen Strecken mit der Kennzeichenerfassung gearbeitet. Ein nicht registriertes Fahrzeug würde an einem der vielen Kontrollpunkte auf der Strecke schnell erkannt werden. Das Bußgeld in Slowenien beträgt bis zu 800 €.
Maut und digitale Vignette in Slowenien: Häufige Fragen der Reisenden
Wer in das Nachbarland Österreichs reist, sollte einige wichtige Gegebenheiten rund um die Maut kennen. An dieser Stelle beantworten wir die häufigsten und wichtigsten Fragen der Auto-Reisenden. Aber Achtung: Die Vorschriften und Rahmenbedingungen gelten nicht für alle europäischen Länder und beziehen sich speziell auf die Maut in Slowenien. Preise werden hier nicht genannt, da diese sich im Lauf der Zeit verändern.
Muss ich auf allen Straßen eine Maut zahlen?
Nein! Die Maut in Slowenien gilt nur für Autobahnen und selbst diese sind nicht alle mautpflichtig. Mit der E-Vinjeta (der Name der digitalen Vignette in Slowenien) können die folgenden Avtoceste (Autobahnen) befahren werden:
Avtocesta A1
- Nordost nach Südwest
- Viel Güterverkehr
- Zufahrt über Österreich via A9
Avtocesta A2
- Zwischen Österreich und der kroatischen Grenze
- Zufahrt via Karawankentunnel (Achtung! Sondermaut)
- Ende am Grenzübergang Obrezje/Bregana (Kroatien)
Avtocesta A3
- Verbindungsstrecke Österreich-Italien
- Beginn in Ljubljana; Ende in Trst
- Kurze Strecke von zwölf Kilometern
Avtocesta A4
- Von Maribor zur kroatischen Grenze
- Ab Grenzübergang weiter nach Zagreb (Kroatien)
- Kurze Strecke von 35 Kilometern
Avtocesta A5
- Von Maribor in Richtung Ungarn
- Ab Grenzübergang weiter nach Nagykanizsa (Ungarn)
- Teilstrecke der Europastraße 653
Wie lange kann ich die digitale Vignette in Slowenien nutzen?
Das kommt auf die Buchung an. Die Anbieter stellen mehrere Geltungszeiträume zur Auswahl. Dabei kann ein Geltungsbeginn bis zu 30 Tage in der Zukunft gewählt werden. Verfügbare Zeiträume sind:
- 7 Tage
- 1 Monat
- 6 Monate
- 1 Jahr
Für welche Fahrzeuge muss ich die Maut bezahlen?
Die Maut auf den Avtoceste Sloweniens muss für jedes Fahrzeug entrichtet werden. Die Fahrzeugtypen, die unterschieden werden, sind:
Klasse 1
- Motorräder
Klasse 2A
- Kraftfahrzeuge bis 3,5 t (zulässiges Gesamtgewicht)
- unter 130 cm an Vorderachse
- Wohnmobile bis 3,5 t mit festen Wohneinbauten
Klasse 2B
- Kraftfahrzeuge bis 3,5 t
- über 130 cm an Vorderachse
Kann ich Mautstraßen auch mit einem Fahrzeug über 3,5 t befahren?
Das ist möglich, jedoch kann die digitale Vignette hierfür nicht genutzt werden. Die Maut für Fahrzeuge mit einem zulässigen Gesamtgewicht von über 3,5 t wird mittels des Transponders DarsGo ermittelt und abgerechnet. Das Gerät wird vor der Fahrt von innen an der Windschutzscheibe angebracht. Die Zahlung der Maut kann mit einem Prepaid-Tarif erfolgen. Alternativ ist es möglich, die Zahlung nachträglich per Rechnung (Postpaid) auszuführen. Die Höhe der Maut für Fahrzeuge über 3,5 t richtet sich nach:
- Der zurückgelegten Strecke
- Der Anzahl der Achsen (inkl. Anhänger)
- Der Emissionsklasse
Kann ich auch noch mit einer Klebevignette in Slowenien fahren?
Nein, das ist nicht mehr möglich. Die Maut wird in Slowenien seit dem Jahr 2022 komplett digital vergeben und abgerechnet. Es können derzeit noch an einigen Grenzpunkten digitale Vignetten vor Ort erworben werden. Da dies jedoch für die meisten Reisen nicht praktikabel ist, empfehlen wir den einfacheren Kauf über das Internet.
Gibt es in Slowenien eine Sondermaut in Tunneln?
Ja, es wird eine Sondermaut auf der Verbindungsstrecke zwischen Österreich und Slowenien fällig. Sie gilt für die Fahrt durch den Karawankentunnel und kann nicht mit der klassischen digitalen Vignette beglichen werden. Es ist möglich, die Durchfahrt online vorzubuchen oder aber direkt vor Ort am Mautschalter zu bezahlen.
Hinweise zur Maut in Europa
Eine Maut, die mittels einer physischen oder digitalen Vignette entrichtet werden kann, existiert derzeit in den folgenden Ländern Europas:
- Bulgarien
- Slowakei
- Österreich
- Schweiz
- Slowenien
- Tschechien
- Ungarn
- Weißrussland
- Republik Moldau
- Rumänien
Diese Maut gilt unabhängig von den gefahrenen Kilometern und richtet sich immer nach der Dauer der Nutzung und dem jeweiligen Fahrzeugtypen. Daneben gibt es jedoch weitere Länder, die eine sogenannte streckenabhängige Maut nutzen.
Streckenbezogene Maut in Europa
Hierbei wird die Gebühr immer nur für einen bestimmten Streckenabschnitt erhoben und nicht pauschal für alle mautpflichtigen Autobahnen. Dazu befinden sich am Beginn des kostenpflichtigen Abschnitts Mautstationen, an denen Reisende den Betrag bezahlen müssen. Die streckenbezogene Maut existiert in folgenden europäischen Ländern:
- Montenegro
- Nordmazedonien
- Italien
- Irland
- Bosnien-Herzegowina
- Serbien
- Polen
- Kroatien
- Griechenland
- Frankreich
- Spanien
- Portugal
- Türkei
- Großbritannien
- Norwegen
Sondermaut in Europa
Neben diesen beiden Mautsystemen gibt es des Weiteren die Sondermaut. Sie fällt für besondere Streckenabschnitte wie Tunnel, Brücken oder Alpenpässe an und ist die einzige Form der Maut, die für Privatreisende in Deutschland fällig werden kann. Folgende Länder nutzen die Gebühr ebenfalls:
- Albanien
- Schweiz
- Italien
- Dänemark
- Schweden
- Montenegro
- Österreich
- Frankreich
- Andorra
- Niederlande
- Belgien
Citymaut in Europa
Eine Maut, die für das Befahren von Stadtkernen anfällt, wird auch Citymaut genannt. Es handelt sich meist um ein Instrument, um den Verkehrsfluss in Innenstädten zu verbessern. Sie wird häufig in Metropolen eingesetzt, die durch den Verkehr von außerhalb belastet werden und gilt in der Regel nicht für Anwohner. Der Preis ist stark variabel und wird meist anhand der Schadstoffklasse des Fahrzeugs ermittelt.