Die Comuna 13 in Medellin – Graffiti & Mehr
Eine Tour durch ehemals gefährlichste Viertel von Medellin
2016 habe ich die Comuna 13 in Medellin das erste Mal im Rahmen einer geführten Tour besucht. 2022 hatte ich das Glück, das ich das ehemals gefährlichste Viertel von Medellin ein weiteres Mal besuchen konnte. Beide Touren waren recht ähnlich und doch grundverschieden. Das liegt daran, das sich die Comuna 13 in den nur sechs Jahren ganz extrem weiterentwickelt hat. Nicht umsonst ist ein Besuch dort fester Bestandteil nahezu jeder City-Tour in Medellin.
Nach den beiden Touren kann ich ganz klar sagen, das die Regierung hier absolut alles richtig gemacht hat. Wo früher die Kugeln der Drogengangs geflogen sind, liefern sich heute Künstler, Barista und Händler einen Wettstreit. Da ich diesen Artikel ursprünglich 2016 verfasst habe, ihn dann 2022 jedoch aktualisiert habe, sind Bilder aus beiden besuchen enthalten.
Operación Orión – Die Vergangenheit
Der Wandel der in den letzten Jahren Medellin und das dortige Viertel Comuna 13 erfasst hat, hat etwas von einem Wunder an sich. Durch Pablo Escobars früheres Rauschgiftimperium war Medellin lange Zeit eine der gefährlichsten Städte der Welt, in Medellin war die Comuna 13 selbst für Kolumbianer eine Art no-Go-Area. 2011 gab es nur in der Comuna 13 ca. 200 Morde.
2002 war die Comuna in ganz Kolumbien das letzte Stadtviertel, wo die Guerillas noch präsent waren. Mit der Operación Orión, einer der größten kolumbianischen Militäraktionen in Kolumbien wurde das beendet. Vier Tage lang durchkämmten Spezialeinheiten und Paramilitärs die schmalen Gassen. Die Operation forderte zahlreich Opfer auch in der Zivilbevölkerung. Bis heute ist die Aktion Thema der zahllosen Graffitis die überall zu finden sind und die Touristen aus der ganzen Welt anziehen.
Die Anfänge der modernen Comuna 13
In den vergangenen 20 Jahren hat sich Medellin jedoch dank kluger und innovativer Stadtplanung regelrecht neu erfunden. Einen großen Anteil hat daran das neue Mobilitätskonzept:
- eine Metro im Stadtzentrum
- Seilbahnen zu den Stadtvierteln an den Berghängen
- Rolltreppen
In der Comuna 13 wurde 2011 beispielsweise die längste Rolltreppe der Welt eingeweiht. 6 Elemente überwinden in ca. 6 Minuten 130 Höhenmeter, soviel wie ca. 28 Stockwerke. Die Rolltreppen sind sowohl für die Bewohner des Viertels, als auch für die immer größer werdende Zahl der Touristen kostenlos. Freiwillige Helfer sind an den Rolltreppen im Einsatz und stehen auch gern für einen Plausch zur Verfügung. Auch (aber nicht nur) wegen dieser Maßnahmen wurde Medellin 2013 zu „innovativsten Stadt der Welt“ gekührt.
Die Bewohner hatte 2016 keine Angst mehr, ihre Häuser zu verlassen,die Lebensqualität hat sich positiv verändert. Als ich durch die engen Straßen lief, spielten Kinder auf der Straße Fußball, Verkäufer verkauften Obst und Empanadas. Freundlichen Ladenbesitzer verkauften Mango Biche: typisches grünes Mangoeis mit Limette und Salz.
Die Gegenwart
Bereits meine erste Tour durch die Comuna 13 hat mich absolut begeistert zurückgelassen. Nach meinem zweiten Besuch war ich jedoch regelrecht sprachlos. 2016 war der Tourismus in ganz Kolumbien zwar am Wachsen, steckte aber noch etwas in den Kinderschuhen. Gerade Medellin hatten nur wenige Touristen auf dem Schirm. Die Comuna 13 entwickelte sich zwar zum Touristenziel, war jedoch noch in den Anfängen.
Das hat sich in den letzten Jahren vollständig gewandelt. Die Strassen sind belebt, in fast jedem Haus hat sich ein kleines Geschäft angesiedelt, auf den Plätzen treten Strassenkünstler auf und an den Rolltreppen muss man teilweise sogar kurz warten. Mittlerweile kommen mehrere 10.000 Besucher pro Woche.
Seit jeher ist die Comuna 13 für die Street-Art bekannt und berühmt. Auch deren Stil hat sich in den letzten sechs Jahren völlig geändert. Heute präsentiert sie sich in einem komplett anderen Stil als früher.
Eine Tour durch die Comuna 13
Wer eine geführte Tour durch die Comuna 13 machen möchte, hat die Wahl zwischen zahllosen unterschiedlichen Anbietern. Auch die Jugendlichen die für Graffiti-Projekte verantwortlich sind bieten geführte Touren mit umfangreichem Hintergrundwissen an. Jedoch kann man sich auch problemlos auf eigene Faust fortbewegen, die Wandmalereien bestaunen und Rolltreppe fahren. Tagsüber dürfte aktuell das größte Risiko darin bestehen, das man versehentlich von einem Fußball getroffen wird, da auf jedem größeren Platz fleißig gekickt wird. Selbst vor Taschendieben muss man sich laut Aussage der Guides keine Sorgen machen.
Ist ein Guide in der Comuna 13 nötig?
Ganz klar nein! Nötig ist ein Guide hier absolut nicht. Selbst als Ausländer die kein Spanisch sprechen, müsst ihr euch hier keine Sorgen machen. Das Viertel ist mittlerweile so touristisch, das ihr auch mit Englisch gut zurecht kommt. Verlaufen könnt ihr euch hier auch unmöglich.
Allerdings kann ich euch einen lokalen Guide absolut empfehlen. Die lokalen Guides der Comuna 13 sind hier groß geworden. Viele haben in der Vergangenheit Freunde und Angehörige durch die Drogenkartelle verloren. Die Guides erklären euch die Vergangenheit, die Transformation und die Gegenwart. So versteht ihr die Gedanken hinter der Street-Art, findet das Beste Mango Biche und kommt mit den Anwohnern in Kontakt.
Ohne Guide erlebt ihr ein ziemlich überlaufenen Stadtviertel. Mit Guide hingegen werdet ihr Teil dieses Viertels. Wenn auch nur für kurze Zeit.
Was ist die Beste Tour durch die Comuna 13?
Wenn es darum geht, die beste Tour durch die Comuna 13 in Medellín zu finden, solltet ihr darauf achten, dass ihr mit einem lokalen Guide unterwegs seid. Es gibt keine bessere Möglichkeit, etwas über die Comuna und ihre Geschichte zu erfahren, als von jemandem, der in der Comuna 13 geboren und aufgewachsen ist.
Ist die Comuna 13 sicher?
Medellín war in der Tat lange Zeit die gefährlichste Stadt der Welt. Und innerhalb dieser Stadt war die Comuna 13 bei weitem eines der gefährlichsten Viertel.
Dank der von der Gemeinde geleiteten Initiativen, der Unterstützung durch die lokale Regierung und der unermüdlichen Entschlossenheit, sich gegen die Gewalt zu wehren, hat die Stadt jedoch einen explosionsartigen Wandel erlebt.
Noch vor wenigen Jahrzehnten galt Medellín als die gefährlichste Stadt der Welt, 2013 wurde sie zur innovativsten Stadt gekürt.
Heutzutage ist die Comuna 13 einer der sichersten Bezirke Medellíns. Hier findet ihr steile Hügel, die mit lebendiger Straßenkunst, bunten Wandmalereien, lächelnden Straßenverkäufern und lachenden Kindern geschmückt sind. Ein Besuch ist absolut sicher und in der Tat einer der besten Ausflüge in Medellín.
Die Vergangenheit dauert bis heute an
Doch so positiv die aktuelle Entwicklung der Comuna 13 in Medellin auch ist, die Spuren der düsteren Vergangenheit unter Pablo Escobár sind unübersehbar. Am gegenüberliegenden Berghang sieht man auf halber Höhe eine hellbraune Mülldeponie. Diego Fernando Murillo Bejanaro, ehemals einer der mächtigsten Anführer unter Pablo Escobár hat den Ort aktuell der Staatsanwaltschaft als Massengrab gezeigt. Bisher ist unbekannt, wie viele Leichen dort anonym und bis heute unentdeckt verscharrt wurden. Vermutlich wird das Rätsel nie gelöst, das bis heute ein LKW nach dem anderen Bauschutt über dem Grab ablädt.
Was kostet der Eintritt in die Comuna 13?
Die Comuna 13 ist ein völlig normales Stadtviertel in Medellin und kostet daher natürlich keinen Eintritt. Auch die Rolltreppen sind für Bewohner und Touristen völlig kostenfrei. Der Wandel der letzten Jahre konnte jedoch nur funktionieren, weil Touristen hier im Viertel Geld ausgeben. Als nehmt euch einen Guide, trinkt oder esst etwas und kauft vielleicht ein kleines Souvenir. Das hilft, das der positive Wandel der letzten Jahre auch in Zukunft anhält.
Wissenswertes vor einem Besuch der Comuna 13
Im Folgenden findet ihr weitere Tipps und nützliche Informationen zum Besuch der Comuna 13 in Medellín.
- In der Comuna 13 gibt es keine Geldautomaten oder Banken, deshalb solltet ihr vor eurem Besuch genügend Bargeld dabei haben.
- Essen und Trinken bekommt ihr an jeder Ecke
- Die Comuna 13 liegt hoch oben auf einem Hügel. Während des Tages werdet ihr viel gehe, also denkt daran, bequeme Schuhe zu tragen.
- Die Paisas sprechen nicht gerne über Pablo Escobar. Auch wenn viele Einheimische eure Neugierde respektieren, ist es am besten, wenn ihr das Thema nicht ansprecht.
- Ihr könnt die Comuna 13 alleine besuchen. Allerdings ist es am besten, wenn ihr mit einem lokalen Tourguide unterwegs seid, der die Gegend gut kennt.
- Macht euch auf jede Menge Graffiti und Straßenkunst gefasst, wenn ihr durch die Comuna geht. Die Graffiti sind eine der Hauptattraktionen in der Comuna 13, also nehmt euch Zeit, um all die tollen Wandmalereien und Kunstwerke zu betrachten.
- Einige der besten Blicke auf die Stadt hat man von oben in der Comuna 13.
- Die Tour dauert etwa vier Stunden und ihr seht alle wichtigen Sehenswürdigkeiten in der Comuna 13.
- Der Besuch dieses Stadtteils hinterlässt mit Sicherheit einen bleibenden positiven Eindruck bei euch. Denkt daran, dass dies eine Gelegenheit ist, etwas zurückzugeben. Hinterlasse Münzen oder kleine Scheine als Trinkgeld für einheimische Kinder und Straßenkünstler. Kaufe ein paar Snacks oder Getränke an den Ständen.
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